Tauchen im Great Barrier Reef

In Cairns mache ich in fünf Tagen beim Tauchverband PADI meinen Open Water Diver Schein verbringe drei Nächte auf dem Schiff im Great Barrier Reef, und lerne was ein Dive Buddy und was Seekrankheit ist.

Auf die Schulbank und in den Pool

Nach unserem Ausflug in den Daintree, trennten sich unsere Wege in Cairns für ein paar Tage. Während ich meine Tauchausbildung machte, und T. zurück nach Hause flog, machte sich der Rest der Gruppe auf den Weg nach Süden Richtung Brisbane. Wir verbrachten noch eine gemeinsame Nacht in einem Hotel und verabschiedeten uns.

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Meine Tauchausbildung machte ich in Cairns bei ProDive, die Teil des amerikanisch-internationalen PADI Verbands für Tauchkurse ist. Zwei Tage lang drückte ich morgens die Schulbank und lernte Theorie, und verbrachte die Nachmittage im Pool. Neben dem korrekten Umgang mit der Ausrüstung, lernten wir die nötigen Techniken für die sichere Navigation unter Wasser. Zudem deckte der Stoff natürlich die Dos & Don’ts im Notfall ab.

Der Kurs, sowie die Prüfung, wurde uns in Deutsch und in Englisch angeboten. Da mein Englisch recht gut ist, hatte ich genug Selbstvertrauen um den Englischen Kurs zu besuchen. Meine Tauchpartnerin war aus der Schweiz und entschied sich für den Deutschsprachigen Unterricht. ProDive ist auf Touristen unterschiedlichster Sprachen eingestellt, was mich tatsächlich überraschte.

Ich hatte gelernt, dass es in Australien vor Europäern im Allgemeinen, und Deutschen im Besonderen, nur so wimmelt, aber mit einem Ex-Berliner Tauchlehrer hatte ich nicht gerechnet. Wie es sich herausstellte hatte ich bei meinem Kurs jedoch eine derart exotische und seltene Mitschülerin, mit der im ProDive Team kaum jemand rechnete. Sie kam aus Cairns.

Die ersten drei Stunden

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Nach bestandener theoretischer Prüfung trafen wir uns am Morgen des dritten Tags. Jetzt ging es aufs Boot. Insgesamt waren wir drei Tage im Great Barrier Reef unterwegs. Unser Schiff wechselte zwei mal am Tag die Position, so dass wir bei etwa vier Tauchgängen pro Tag, alle zweimal woanders waren. Von Cairns aus waren wir drei Stunden bei schweren Seegang unterwegs, bis wir am ersten Ankerplatz ankamen.

Vor der Abfahrt warnte uns der Kapitän, dass die Fahrt für Menschen die seekrank werden, deutlich länger als drei Stunden erscheinen würde. Das kann ich nicht bestätigen. Immerhin hatte ich etwas zu tun. Ich nahm bei der Abfahrt meine Pillen, und fühlte mich noch relativ sicher. Nach etwa zwanzig Minuten Seegang kam es mir das erste Mal hoch. Und dann bis wir zwischen den Korallen vor den Wellen sicher waren, etwa alle paar Minuten. Hier merkte ich bereits die Qualität des Tauchgangs. Denn in wechselten Schichten, war immer jemand bei mir.

Seekrank tauchen

Die folgenden drei Tage auf dem Meer habe ich kaum gegessen und die einzige Zeit, während der mir nicht übel war, war Unterwasser. Deshalb habe ich die meisten Tauchgänge – inklusive einem bei Nacht – mit gemacht. Meine Kabine war ganz unten, unter der Wasserlinie. So war ich vor dem schlimmsten Schaukeln geschützt. Ich nahm in Absprache der Crew eine hohe Dosis der Pillen. Die Folge war, dass ich dann ganzen Tag müde und durstig war. Also schlief ich viel. Nur von den Besuchen des Kapitäns oder des Divemasters geweckt, die nach meiner zugewiesenen Sicherheitsnummer fragten.

So verschlief ich die meisten Mahlzeiten, die an Bord von einer ausgezeichneten Köchin zubereitet wurden. Und ich verschlief die Geburtstagsparty für meine Mitschülerin, die ihr Ehemann vorbereitet hatte. Aber ich tauchte. Wie mir meine Lehrer versicherten, kann man sich problemlos mit Mundstück im Mund übergeben.Glücklicherweise musste ich das nicht testen. Unterwasser ging es mir gut. Das Wasser war etwas kühl – es war ja Winter – aber nicht unangenehm. Wir führten während der Tauchgänge vor, was wir geübt hatten, und wurden von unserem Lehrer dann auf Sightseeing Touren durchs Reef geführt.

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Wie gut mein Training war, bemerkte ich als mir beim Versuch meine Maske nach zu justieren, der Riemen aus der Maske Rutsche, und mir das ganze Ding vom Gesicht. Blind, hielt ich die Maske mit einer Hand, das Mundstück mit der anderen, und beruhigte meine Atmung. Ruhiges, flaches Atmen hält einen in einer stabilen Position, ohne viel auf und ab zu driften. Auftauchen konnte ich nicht, denn ich war etwas über 10 Meter unter Wasser.

Ich wusste, mein Lehrer war kaum zwei Meter vor mir, aber ich konnte ihn nicht zu greifen. Also schrie ich durch das Mundstück, und streckte den Arm mit der Maske vor mir aus. Ich fühlte schließlich wie er die Maske nahm, und mir nach einem Moment über den Kopf zog. Wie ich es gelernt hatte, trieb ich das Wasser aus der Maske, und konnte wieder sehen. Ich signalisierte meinem Lehrer, dass alles OK war, und wir machten weiter.

Das Reef

Das Reef war anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Findet Nemo hat mir den Eindruck vermittelt, das Great Barrier Reef wäre wie eine große Stadt voller Korallen. Nach meinem ersten Schnorchel-Ausflug bei Korallen nahe Carnarvon (WA), sah ich mich darin bestätigt. Drei Stunden vor der Küste sah die Realität aber anders aus, als dort nahe dem Strand.

Die Korallen die ich im Great Barrier Reef sah, waren eher wie verstreute Mehrfamilienhäuser zwischen sandigem Meerboden, als eine geschlossene Stadt. Die Dimensionen dieser Mehrfamilienhäuser variierten, waren aber jedes Mal deutlich größer als ich es erwartet hatte. Die Sicht war während meiner Tauchgänge nie wirklich schlecht. Aber das Sehen unter Wasser ist nun mal Anders, als das Sehen an Land.

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So kam es mehr als einmal, dass sich ein Stück einer dieser Korallen – Wohnblocks weiter in die Ferne zog, als meine Sicht es zu lies. Da die Peripherie durch die Taucherbrille eingeschränkt ist, kam es hin und wieder auch vor, dass eine Wand neben mir auftauchte. Wie aus dem Nichts streckt sie sich auf einmal zwischen Boden und Wasseroberfläche.

Schnorcheln, und Rückfahrt
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Am letzten Tag auf dem Boot kam ich endlich dazu meine mitgebrachte GoPro auszuprobieren. Nun hatte ich offiziell die theoretische und praktische Prüfung bestanden und durfte ohne Aufsicht – aber natürlich mit Buddy – tauchen.

Ich war glücklicherweise nicht der Einzige der zum Abschluss dennoch das Schnorcheln bevorzugte. So entstanden die wenigen Bilder, die ich während dieser Woche aufgenommen habe, alle am letzten Tag. Und diese musste ich nach bearbeiten, da die meisten Rot-Töne unter Wasser verloren gehen.

Bei meinem letzten Ausflug ins Reef sah ich, einen Reefshark, eine Meeresschildkröte und eine Vielzahl von farbenfrohen Fischen, die unter mir hinweg schwammen. Mit schwerem Herzen, da der Trip deutlich anders verlaufen war als ich gehofft hatte, aber auch mit der Sehnsucht nach festem Boden, ging es am Nachmittag zurück nach Cairns.

Die längste Zeit blieb ich auf meinem Bett in der Kabine liegen und quatschte mit meinem Zimmergenossen. Und diesmal halfen die Pillen wohl, denn auf der Fahrt wurde mir nicht schlecht. Ich ging sogar zum Schluss mit meinem Zimmergenossen an Deck, und wir sahen bei der Fahrt in den Hafen zu.

Zum Abschluss der drei Tage haben mich meine Trainer beglückwünscht. Sie meinten sie wären beeindruckt, dass ich trotz der Seekrankheit geblieben bin. Denn ich hätte mich, wie ein Pärchen das mit auf dem Schiff war, am zweiten Tag zurück fahren lassen können. Ich habe dann versucht zu erklären, dass das kein großer Heldenmut war, sondern für mich einfach nicht in Frage kam. Ich hatte schließlich die vollen drei Tage bezahlt. Und viel hatte ich auch meinem Buddy zu verdanken. Die Schweizerin F. hat mir in den Tagen auf dem Boot, als ich völlig neben mir Stand, sehr geholfen.

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