Auf dem Weg zum Daintree sehen wir unsere ersten wilden Krokodile, fahren mit der Fähre über den Daintree River, gehen im Regenwald wandern und erleben eine einmalige Tierfütterung im Lync-Haven Campingplatz mit angeschlossenem Tierheim.
Der älteste Regenwald
Der Daintree ist ein lebendes Stück Geschichte, das zeigt wie vor Jahrmillionen das Leben in Australien aussah. Mit 180 Millionen Jahren ist er fast vier mal so alt wie der Amazons Regenwald. Er ist ein Museum für die Evolution von Pflanzenarten. Und er ist die Heimat von 30 Prozent aller Säugetieregattungen, 65 Prozent der australischen Fledermaus- und Schmetterlingsarten und 20 Prozent der Vogelgattungen. 70 Tier- und 700 Pflanzenarten kommen nur hier im Daintree vor.
Im Daintree findet sich etwas für jedermann. Es gibt mit dem Mt. Sorrow einen etwa 1200m hohen Berg zu erklimmen. Es gibt den Daintree River, der zwischen breiten, einsamen, weißen Stränden ins Meer mündet. Die Wälder sind dicht, und sprühen vor Leben und vor der Küste liegen gleich mehrere Korallen Riffe.
Doch krankt der Daintree, wie wir bei unserem Aufenthalt in Lync Haven erfahren. Über Jahrtausende pflegten die Aborigines mit ihrem Lebensstil als Jäger und Sammler das ökologische Gleichgewicht. Dies fällt nun weg. Und die Moderne führte ein neues, unbarmherziges Raubtier in diese prähistorische Welt ein. Das Auto.
Krokodile!
Vom 100km südliche gelegenen Cairns fahren wir der Küste entlang zwischen Wald und Meer. Es drängt sich mir wieder der Vergleich mit der Great Ocean Road auf. Die Klippen sind hier etwas niedriger und es gibt keine Felsformationen. Aber das Fahren an sich, über den kurvenreichen Captain Cook Highway, ist ein Spaß.
Es ist Winter, doch so weit im Norden wird es nie wirklich kalt. Nach meinem ersten Aufenthalt in Queensland während des Sommers, ist es im Vergleich sehr angenehm. Aber nicht jeder mag es kühl. Und an einer Brücke machen wir Halt, denn zwei Krokodile suchen am Flussbett des Mossman Rivers die Wärme der Sonne.
Es ist ein absoluter Glücksfall, und ohne M. der sie von seinem Auto aus sah und anhielt, hätten wir diesen einmaligen Moment verpasst. Wir klettern ein paar Meter an der Brücke entlang in Richtung Flussbett. Der menschliche Überlebensinstinkt hält uns jedoch auf gebührendem Abstand.
Über den Daintree in den Daintree
Von Cairns bis zum Daintree sind es nur etwa 100km, trotzdem dauert die Fahrt mehr als zwei Stunden. Wir müssen den Highway etwa auf halber Strecke bei Port Douglas verlassen und fahren von nun an auf Landstraßen in Richtung Lower Daintree.
Mit der Fähre geht es über den Daintree River. Mit $26 pro Fahrzeug (hin und zurück) ist der Preis fair und die Fahrt über den breiten, ruhigen Fluss ist angenehm. Wir sehen jedoch keine Krokodile mehr.
Von nun an sind wir in einer anderen Welt. Die Landschaft nördlich von Cairns ist grüner und hügeliger als ich erwartet hatte. Es gibt weite Felder, Wälder und Flüsse und es erinnert alles ein bisschen an Deutschland. Auf der anderen Seite des Flusses sind wir nun mit einem Schlag mitten im Regenwald.
Wo der Regenwald aufs Meer trifft
Im Daintree gibt es wenige Straßen und die, die es gibt, sind eng. In den achtziger Jahren kam es während dem Ausbau zu heftigen Protesten von Naturschützern. Obwohl die Proteste den Ausbau nicht völlig stoppen konnten, führten sie letztlich zur Gründung des Daintree National Park.
Ist man im Daintree wirkt es so als würde die Straße einen ständigen Kampf mit der Natur ausfechten. Von beiden Seiten, und von oben, wuchern Bäume, Schlingpflanzen und Sträucher dem Asphalt entgegen. Es fühlt sich an als führe man durch einen grünen Tunnel.
Verlässt man diesen Tunnel und hält an einem der vielen Strände parallel zur Straße betritt man erneut eine andere Welt. Die Strände sind weit, endlos und einsam. Die Hügel und Berge am Horizont sehen so aus als ragen sie bis ins Meer hinein. Und am Ufer neben uns reckt sich der Regenwald über den weißen Strand zum blauen Meer.
Tierfütterung in Lync Haven
Erneut verdanken wir es M., der unter den vielen Campingplätzen im Daintree ausgerechnet Lync Haven auswählt. Beim Einchecken wählen wir den Zelt-Bereich (es gibt auch Zimmer) und erfahren von der Tierfütterung am nächsten Morgen. Sie ist im Preis enthalten.
Die Fütterung beginnt mit einem Highlight. Lync Haven ist ein Tierheim bzw. Tierasyl. Wir lernen, dass Krokodile die einmal von Menschen Futter bekommen haben von nun an Menschen als Nahrungsquelle ansehen. Deshalb können Krokodile nie wieder ausgewildert werden.
Das große Krokodil ist ein Weibchen, das von seinem vorigen Besitzer in der Badewanne aufgezogen wurde. Irgendwann war es aber doch zu groß. Ich erinnere mich nicht mehr genau an die Geschichte, aber ich meine dass die Polizei schließlich eingreifen musste.
Viele Tiere in Lync Haven kommen ursprünglich nicht aus der Wildnis, sondern mussten vor ihren Besitzern gerettet werden. Dazu gehört ein weiteres Krokodil, Schlangen und Papageien.
Nach 4.000 Jahren noch immer nicht heimisch
Nicht so die Dingos. Dingos sind eine Hundeart, die völlig unabhänig vom Menschen lebt, ihre Wurzel aber in den frühen domestizierten Hundearten hat. Es gibt bereits seit über 4000 Jahre Dingos in Australien.
Sie kamen vermutlich über eine Landbrücke aus Papa Neuguinea. Trotz dieser langen Geschichte kämpfen australische Naturschützer um den Status der Dingos als einheimisches Tier. Er wird hier gerne feindselig als Fremdkörper im Ökosystem gesehen.
Das Dingo Pärchen in Lync Haven gehört zu einer Initiative die Dingopopulation durch Zucht wieder zu erhöhen und den Genpool zu vervielfältigen. Aber wie uns erzählt wurde gehört dazu ein größerer Papierkrieg als die Adoption und Haltung der Krokodile.
Happy Wallabie
Neben den Krokodilen und Dingos befindet sich das Wallabie Gehege. Die Wallabies in Lync Haven sind größtenteils als Jungtiere hier abgegeben worden. Meist weil ihre Mutter von einem Auto tot gefahren wurde. Die Jungtiere werden hier aufgezogen und werden auf die Auswilderung vorbereitet.
Doch nicht alle Tiere schaffen den Sprung zurück in die Wildnis. Manche bleiben bis an ihr Lebensende hier. Aber es gibt schlimmere Schicksale als dies. Wir durften das Gehege betreten und schon bald kamen die ersten hungrigen Wallabies zu uns. Sie kannten den Ablauf schon. Man gab uns Süßkartoffeln und durften nun selbst an der Fütterung teilnehmen.
Weit und Breit kein Helmkasuar (Southern Cassowary)
Überall sahen wir Schilder die uns warnen wegen der Helmkasuare langsam zu fahren. Aber wir sahen leider weit und breit keinen. Helmkasuare gehören zu den weltweit größten Laufvögeln und sind in Australien im Daintree heimisch.
Die Schilder kommen nicht von ungefähr. Die Helmkasuare sind vom Aussterben bedroht und es gibt Schätzungen zufolge nur noch 1.500 – 2.000 Tiere in Australien.
Wir verlassen den Daintree schon nach einer Nacht wieder, denn unser Zeitplan ist recht eng. Gelohnt hat sich dieser Abstecher und die Übernachtung in Lync Haven auf jeden Fall. Alleine schon weil eine Krokodil Fütterung sonst mindestens $40-$60 alleine kostet.
