Port Arthur – Das modernste Gefängnis der Krone

In Port Arthur, dem damals modernsten Gefängnis der Krone, auf der Halbinsel Tasman, fahren wir mit dem Schiff durch die Bucht um die Insel der Toten, machen eine Führung unter Regenbogen, besuchen das Solitary Confinement Building, die Kohle Miene und lernen, dass alles nur zum Besten der Gefangenen war.

Ankunft in Port Arthur

Port Arthur liegt auf einer Halbinsel, etwa 120 km mit dem Auto von der Hafenstadt Hobart entfernt. Zwischen etwa 1830 und 1877 als das Gefängnis aktiv war, war das Schiff die einzige Möglichkeit Port Arthur zu erreichen. Der Weg über die schmale Landzunge wurde mit einem Zaun und Hunden bewacht. Stolz wurde den Neuankömmlingen in Port Arthur bei der Ankunft direkt gesagt: Eine Flucht ist unmöglich.

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Die Gefangenen Port Arthurs waren berüchtigt dafür die Schlimmsten der Schlimmen zu sein. Hier landeten Kriminelle die bereits in England verurteilt worden waren und in ihrem Exil in Australien erneut straffällig geworden waren. Dazu kamen die schlimmsten Sträflinge anderer Gefängnisse. Jedoch keine Frauen. Da zu dieser Zeit auch Kinder das volle Strafmaß für ihre Taten erhalten konnten, gab es in Port Arthur auch Jugendliche von bis zu neun Jahren. In einer brutalen Maschinerie aus harter Arbeit, Gebet und disziplinären Maßnahmen glaubten die Viktorianer die Gefangenen, zu besseren Menschen formen zu können.

Das modernste Gefängnis der Krone

Das Revolutionäre an Port Arthur war, dass es schon 1848 dem Panoptikum-Modell folgte, das eine psychische einer physischen Bestrafung vorzieht. Anstatt den Gefangenen also mit immer ausgefeilteren Peitschen und Stöcken Narben zu verpassen, mit denen Sie vor ihren Mitgefangenen angeben können, gab es nun Isolationshaft. In der Isolation war das Sprechen untersagt. Die Gefangenen bekamen eine Nummer zugewiesen und trugen Masken, um ihre wahre Identität zu verschleiern. Selbst beim Besuch der eigenen Kapelle im eigenen Solitary Confinement Building, saßen die Gefangenen isoliert voneinander und konnten sich noch nicht einmal gegenseitig sehen. Für besonders schwere Fälle, gibt es hier einen Raum hinter dicken Steinmauern. So dick, dass kein Schall und kein Licht in den Raum kommt. In absoluter Still und Dunkelheit hatten die Gefangen nun Zeit ihre Taten zu reflektieren – so jedenfalls der Plan.

Die Folge jedoch war, dass in Port Arthur bald eine Psychiatrische Anstalt entstand. Die Einzelhaft trieb die Gefangenen reihenweise in den Wahnsinn. Und viel Mitgefühl hatte die psychiatrische Betreuung in viktorianischen Zeiten mit den Patienten nicht. So kam es, dass einige Gefangene mordeten, in der Hoffnung auf die Todesstrafe. Denn eine Flucht von Port Arthur war unmöglich.

Arbeit in Port Arthur

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Port Arthur begann als Holzfäller Siedlung und so war das Holz fällen eine der Haupt-Aufgaben der Gefangenen. Die alten, einfachen Holzbaracken der Holzfäller Siedlung wurden in den frühen Jahren abgerissen und die Gefangenen bauten neue moderne Gebäude aus Stein. Eines der Ersten, war die steinerne Kirche, die im gotischen Stil erbaut, eine der ersten konfessions-übergreifenden Kirchen Australiens war. So auch eine Mehl-Mühle, die später zum Gefängnisgebäude umfunktioniert wurde und das Gebäude für die Einzelhaft.

Bereits 1834 wurde die erste Werft in Betrieb genommen, in der die Gefangenen ebenfalls zur Finanzierung des Gefängnisses beitrugen. Ausgewählte Gefangene durften den Schiffbau lernen und erlangten so eine Fertigkeit für ihr späteres Leben. Die Qualität der Schiffe war äußerst gut und die Schiffe waren heiß begehrt. Eine nahegelegene Kohlemiene gehörte ebenfalls zum Gefängnis. Sie liegt auf der anderen Seite der Halbinsel, und war damals ebenfalls nur per Schiff erreichbar.

 

Mit dem Schiff durch die Bucht

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Bei unserer Ankunft in Port Arthur war es bereits Nachmittag und beim Kauf der Tickets wurde uns erklärt, dass die Tickets auch für den nächsten Tag gelten würden. An unserem ersten Tag machten wir deshalb nur die Schifffahrt durch die Bucht mit und fuhren dann wieder zurück ins Camp. Die Fahrt durch die Bucht war beeindruckend. Es wurde uns viel von der Geschichte Port Arthurs erzählt und der Blick über die Bucht war einmalig. Nach einer Runde um die Insel der Toten, auf der Gefangene und Personal des Gefängnisses begraben liegen, kehrten wir in den kleinen Hafen Port Arthurs zurück.

Tourismus in Port Arthur

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Am nächsten Tag machten wir bei besserem Wetter eine Führung mit. Diese ging etwa eine Stunde und ist absolut empfehlenswert. Wir lernten viel über die Geschichte Port Arthurs, und was es für die damalige Zeit einmalig machte. Eine mögliche Geister Tour machten wir nicht mit. Diese ist gegen Mitternacht und angeblich sieht alle paar Touren jemand einen Geist. Genug ruhelose Geister hat Port Arthur mit Sicherheit zurück gelassen. Beliebtes Ziel ist unter anderen das Haus des Pfarrers, der wohl kein sonderlich netter Mensch war und dessen Haus praktisch komplett erhalten ist.

Wie uns erklärt wurde, hat der Tourismus eine lange Geschichte in Port Arthur. Nachdem der Transport von Gefangenen nach Port Arthur um 1850 eingestellt wurde, schloss das Gefängnis 1877 endgültig. Es folgten schwere Buschfeuer 1895 und 1897, so dass das Land bald verkauft und privatisiert wurde. Der Tourismus begann zum Ärger der Anwohner fast direkt. Ein Versuch Port Arthur in Canarvon umzubenennen und sich von der unliebsamen Geschichte zu trennen, wurde schließlich rückgängig gemacht. Und ab den 1920ern war Port Arthur eine etablierte Touristen Attraktion. Bis dahin wurde Port Arthur schon regelmäßig restauriert und gepflegt. Und schließlich, im Jahr 2010, wurde Port Arthur Weltkulturerbe.

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Einzelhaft

Im Solitary Confinement Building, habe ich keine Fotos gemacht. Die Atmosphäre dort ist drückend und ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Fotos gut werden würden. Anders als erwartet, war das Gebäude warm und hell. Es brannten an einigen Stellen Öfen die dem Ganzen etwas gemütliches hätte geben können. Doch die Atmosphäre lies das nicht zu. Dies sollte nie ein Ort sein, an dem sich Menschen wohl fühlen.

Im Eingangsbereich wird man gebeten nicht zu sprechen. Im Gebäude selbst, laufen Tonaufnahmen die die spärlichen Alltagsgeräusche wiedergeben. Und in den Zellen sieht man Puppen, die die anonymen Sträflingskleider tragen. In der Kapelle sitzen die Sträflinge eingepfercht zwischen Holzbrettern, die wie Scheuklappen den Blick auf den Altarraum fixieren. Es gibt einen Außenbereich, in dem den Gefangenen zwischen Hohen Mauern Bewegung in Reih und Glied gestattet wurde.

Und schließlich, Isolationskammer. Über einen etwa 10 Meter langen Weg, der V-förmig auf eine schwere Tür zuläuft gelangt man zu ihr. Man schließt zwei schwere Türen hinter sich und ist schließlich in absoluter Stille und Dunkelheit. Es heißt, das menschliche Gehirn beginnt in so einer Umgebung an die Leere zu füllen. Es ist kompletten Reizentzug nicht gewohnt. Und so beginnen Menschen zu halluzinieren. Ich war nur ein paar Minuten in dieser engen Kammer. Zu kurz, für derartige Auswirkungen auf meine Psyche.

Kohlemienen in Frost

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Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, war unser Besuch in Tasmanien während den Wintermonaten. Als wir von Port Arthur zu den Kohlemienen auf dem nord-westlich gelegenen Arm der Halbinsel aufbrachen wehte ein äußerst frischer Wind. Er hielt an während wir auf den verlassenen Wanderwegen das weitläufige Gebiet um die Mienen erforschten. Anders als in Port Arthur sind hier alle Gebäude bis auf die Grundmauern verfallen.

Mein prägendster Eindruck von den Kohlemienen war vor allem die Einsamkeit und das Meer. Man ist hier wirklich mitten in der Wildnis, selbst heute. Es führt zwar eine Straße zu den Kohlemienen, aber man sieht kaum Häuser. Und dass wir dort alleine waren, verstärkte diesen Eindruck nur noch mehr.

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Als wir an diesem Abend an unserem Camp im Dunalley Hotel ankamen, war ich froh wieder in der Zivilisation angekommen zu sein. Obwohl der gleichnamige Ort Dunalley nur ein Nest ist, war der Unterschied deutlich spürbar. Gegen eine kleine Spende konnten wir unser Camp auf der Wiese neben dem Hotel aufschlagen. Wir tranken im Hotel neben einem offenen Kamin und spielten Karten. Und irgendwann im Laufe des Abends stellten wir fest, dass von unserem Camp aus auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht, die Kohlemienen liegen.

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