Schottisches Intermezzo am Aire Crossing

Eine Anekdote über Menschen die ich im Aire Crossing nahe der Great Ocean Road traf und, und um die Simpsons zu zitieren, den Alkohol, die Ursache und Lösung aller Lebensprobleme.

Zu dieser Zeit hatte ich Kontakt zu einer Headhunterin, die jemanden für eine IT Stelle in Sydney suchte. Sie hatte mich das erste Mal ein paar Tage zuvor angerufen, und nun meldete mir mein Huawei Telefon einen Anruf in Abwesenheit. Mein Telefon hatte keinen Empfang, so dass ich in dem kleinen Nest in dem das Aire Crossing Freecamp war ein Münztelefon aufsuchte, um sie zurück zurufen. Glücklicherweise hatte ich ein paar Münzen. Damals hatte ich echte Hoffnungen über die Headhunterin ein Sponsorship zu kriegen. Ein paar Tage später entschuldigte sie sich vielmals, aber leider wollte der französische Mutterkonzern nur residents, und mache grundsätzlich kein Sponsorship. Mein Gespräch am Münztelefon verlief hingegen sehr freundlich, und guter Laune lief ich zurück zum Auto.

Auf dem Weg kurzen Fußweg zurück hielt eine Einheimische Dame neben mir an, und erkundigte sich, ob bei mir alles OK seie. Ja, erwiderte ich, mein Handy habe hier keinen Empfang, und ich müsste kurz telefonieren. Kein Notfall, nein, nein, ich bin nicht gestrandet. Nach etwas Smalltalk machte ich mich wieder auf den Weg. Dort lernte ich ein schottisches Pärchen kennen, die in Perth einen ausgewanderten Freund aus der Heimat besucht hatten, und nun auf dem Weg nach Sydney waren. Wir verbrachten den Abend, und den nächsten Tag zusammen, ohne zurück an die Great Ocean Road zu fahren. An diesem Abend wechselte ich meine SIM Karte in mein Samsung Telefon, das ich für Notfälle mitgebracht hatte. Mein neuer schottischer Freund zeigte mir nämlich, dass unser Camp keine 50 Meter vom nächsten Mobilfunk Sendeturm entfernt war. Und siehe da, nach dem Wechsel hatte ich auf einmal vollen Empfang.

Um der Hitze zu entfliehen machten wir einen Shopping Ausflug nach Colac, und ich wollte dort am Camping Platz fragen, ob ich für ein paar Dollar deren Duschen benutzen dürfe. Als der Chef im Hinterzimmer der Rezeption meine Frage hörte, kam er zu uns und fragte er ob ich Deutscher sei. Dann kostet die Dusche nichts, versicherte er mir, und lies mich kurz mit seiner Frau alleine im Zimmer, bevor er mir anschließend die Dusche zeigte. Während der kurzen Wartezeit bedankte mich verwirrt bei ihr, und fragte wie ich zu der Ehre komme. Sie versicherte mir, sie habe keine Ahnung.

Beim Shoppen in Colac stellte ich fest, dass ich nicht der Einzige war, der mit dem scharfen Dialekt der Schotten zu kämpfen hatte. Beim Versuch der Schottin eine Solar Dusche zu kaufen, zog der Angestellte verwirrt ab, und murmelte, er glaube nicht, dass sie sowas führen, und er wisse auch nicht wo man so was kaufen kann. Die Schottin grinste mich darauf an, und meinte, ich glaube nicht, dass er mich verstanden hat. Und auch der Schotte meinte im Laufe des Tages lachend, das mein Englisch wohl besser sei als seines.

Zurück am Camp trafen wir einen Farmer mit seinem Sohn, der uns erzählte, dass er gerade vom Feld kommt, und gerade noch so aus dem Augenwinkel eine Schlange mit seiner Flinte erschießen konnte. Mit großen Augen fragte die Schottin darauf den jungen Sohn, ob er uns auf den Arm nehme. Worauf der Junge nur den Kopf schüttelte und der Farmer lachte.
Am gleichen Abend gesellten sich noch ein paar weitere Leute zu uns. Ein deutsch-englisches Backpacker Pärchen, sowie zwei Australische Lehrerinnen auf Urlaub. Billiger Wein verscheuchte bald jede Scheu, und die Runde wurde gesprächig und lustig.

Und dann wurde sie laut und aggressiv. Denn der Alkohol brachte auch einen alten Streit zwischen den Schotten wieder zum Glühen, der mit recht blanken Nerven bei allen endete, die noch nüchtern genug waren um zu verstehen was gerade passiert war. Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich vom Schotten, der alleine das komplette Camp der Schotten aufräumte, während seine Freundin schmollend, bei laufendem Motor, Radio und Klimaanlage im Auto saß. Er meinte, er bringe sie jetzt direkt im Melbourne zum Flughafen, er habe die Schnauze mit ihrer Trinkerei voll. Soll sie zurück nach Perth fliegen, er werde dann alleine mit dem Auto zurück nach Perth fahren. Wir trafen uns etwa eine Woche später wieder, und die Schottin versicherte mir, sie habe keine Erinnerung an diesen Abend. Zum Abschied sagte ich etwas, weswegen mich der Schotte in den Tagen danach noch einmal grinsend aufzog. Ich meinte, es tue mir echt Leid, ich würde gerne helfen, aber ich will absolut nicht zwischen die Fronten geraten.

Und ich zog nun die nächsten Tage mit dem deutsch-englischen Pärchen die Great Ocean Road entlang, und stellte meinen eh schon geringen Alkohol-Konsum komplett ein. Denn ich stellte müde fest, …

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