Ich überquere die Flinders Ranges, komme in Port Augusta in einen Sturm und sehe mich dann mit einem ganz anderen Problem konfrontiert.
Über schier endlose zwei Stunden fuhr ich den Wolken entgegen. Mein Timing war perfekt. Als ich die Ausläufer von Port Augusta erreichte, hatte ich die ersten Regentropfen auf der Windschutzscheibe. Ich hatte noch die Hoffnung, dass das Schlimmste schon vorbei sei.
Die Hoffnung wurde zerschmettert, als sich innerhalb von wenigen Minuten die Straßen der Innenstadt in Sturzbäche verwandelten. Ich war kaum 15 Minuten in Port Augusta, und die Autos vor mir schlugen Wellen auf der Straße. Bergauf!, dachte ich. Ich muss weg von der Küste und den Hang hinauf. Ich bog bei kaum mehr als 20 Meter Sicht blind in irgendwelche Straßen und hoffte, dass ich irgendwo anhalten und den Sturm abwarten konnte.

Auf einem Parkplatz stand ich für ein paar Minuten, und prüfte die Lage. Die Straßen waren positiv geflutet. Da die Seitentür meines Vans nicht richtig geschlossen hatte, regnete es mir ins Auto. Der Wind beutelte mein Auto und die umliegenden Bäume ordentlich. Ich sah schon einige abgebrochene Zweige, und hatte keine Lust herauszufinden wie stabil die Äste im Wind liegen, die mir im Zweifel das Auto zerdellen können. Über eine Wetterwebsite sah ich mir die Radarbilder der aktuellen Regenfälle an, und beschloss dass der Regen vermutlich nach Süd-Osten zog, und dass ich die besten Chancen hätte, wenn ich nach Nord-Osten fuhr.
Nur raus aus Port Augusta
Ich kämpfte mich also im Schneckentempo durch ein Labyrinth von Straßen, die aufgrund der Wassermassen kaum mehr als solche erkennbar waren. Glücklicherweise war ich einer der letzten, die dumm oder verzweifelt genug waren, jetzt noch im Auto zu sitzen, so dass ich mich zumindest nicht um andere Verkehrsteilnehmer Sorgen musste.
Denn, wie mir mal jemand sagte, erwarte im Straßenverkehr, dass dein Gegenüber das Dümmste macht das du dir vorstellen kannst. Der Regen lies erstaunlich schnell nach, und dankbar lies ich Port Augusta hinter mir. Später lernte ich, dass im Sommer oft Stürme von Zentral Australien nach Süden ziehen.

Nun war ich jedoch mit einem ganz anderen Problem konfrontiert. Ich hatte in Port Augusta nicht tanken können, und war mit meiner Kiste bereits etwas um die 400km gefahren. Bei einer maximalen Reichweite von 450-500km machte ich mir nun doch Sorgen, wie es weiter gehen sollte. Ich hielt, und sah mir meine Karten an. Die Frage, wo soll ich übernachten, wich der viel dringenderen Frage, wo kriege ich Sprit?
Als ich den Namen des nächsten Roadhouses (meist im Outback zu finden, Tankstelle, Restaurant und Hotel in einem) las wurde mir schmerzlich bewusst, dass meine Instinkte noch zu sehr auf deutsche Straßen eingestellt sind: Spud’s Roadhouse (172km to Port Augusta). Und da ich auf der Flucht vor dem Sturm den Stuart Highway gewählt hatte, kam nun auch keine andere Tankstelle mehr. Nicht nur, keine Tankstelle. Bis zum Roadhouse gibt es keine Ortschaft, kein Dorf, nichts.

Willkommen im Outback South Australia
Tanken war also nur in Port Augusta möglich, und dort tobte nach wie vor der Sturm. Also aus dem Regen zurück in die Traufe? Nicht ganz. Ich überschlug im Kopf wie weit mein Sprit vermutlich noch halten würde, halbierte die Distanz und sah mir Wikicamps an. Dort fand ich, dass der Stuart Highways mit Freecamps übersäht war. Das erste Freecamps trug den Namen North Tent Hill RA: 36km to Pt.
Super!, dachte ich. Bis dahin reicht mein Sprit auf jeden Fall. Ich fuhr also los, und hielt Argusaugen auf mein Handy mit der Wikicamps Karte. Ich passierte das erste Camp, ohne eine Einfahrt, eine Haltebucht oder sonst etwas zu sehen. Ich fluchte, und fuhr weiter. Insgesamt passierte ich auf der Karte drei Camps, und war schon kurz davor um-zudrehen, als ich hinter der nächsten Kurve die Einfahrt zum Ranges View RA: 63Ks NWof PtA fand.
Ich werde belohnt mit einem tollen Sonnenuntergang, und meiner ersten Nacht in absoluter Einsamkeit.