Etappe 3 – Great Ocean Road bis Melbourne

Nach zwei Wochen Fahrt und etwa 2.700 km erreichte ich nun die Great Ocean Road und damit die letzte Etappe meiner Route. Als ich zum ersten Mal von der Great Ocean Road hörte, dachte ich an schmale Straßen die sich an der Küste entlang schlängeln. Ich dachte an die Kreideküste Rügens und an Australiens menschenleere Weite. In der Realität trieb ich zwischen Touristen von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit, verfluchte mal wieder die Australische Stubenfliege, schloss Freundschaften und war sowohl bewegt als auch desillusioniert. (Komplette Gallerie am Ende des Beitrags.)


Google Maps zeigt hier leider die kürzeste Strecke, und ignoriert meine Marker. Ich fuhr natürlich weiter an der Küste entlang.

Enttäuscht von der großartigen Küstenstraße?

Um zu verstehen, warum ich von der Great Ocean Road nicht ganz so beeindruckt war, muss ich denke ich erst erklären was ich die Tage vorher gesehen hatte. Ich folgte der Küste seit der Mündung des Murray River im Lake Alexandria, nahe Adelaide. Ich sah also bereits seit Tagen Felsformationen, kleine Inseln, felsige Küsten, Leuchttürme, und mehr. Dazu kam, dass mein Besuch bei der Great Ocean Road auf die Zeit nach Neujahr fiel. Und damit in die Hauptsaison für Touristen.
Wikipedia beschreibt die Great Ocean Road als eine 243km lange Küsten-Straße, die eine beeindruckende Küstenlandschaft sowie viele Felsformationen bietet, von denen die Twelve Apostles, Loch Ard Gorge mit dem eingestürzten Island Archway, The Grotto und London Arch die bekanntesten sind. Die vermutlich berühmteste scenic route Australiens lockt jährlich zwischen 6,5 und 7,5 Millionen Besucher an.
Na Super …

Bay Of Islands bis Loch And Gorge

Wie so oft hatte ich mich im Tourist Information Center vorab beraten lassen, und die hilfsbereite Dame antwortete mir, auf meine Frage hin was man auf der Great Ocean Road definitiv gesehen haben sollte, Everything. Von Westen her Richtung Melbourne beginnt die Great Ocean Road an einer Gabelung des Princes Highway hinter der Kleinstadt Allansford Victoria, westlich von Warranmbool. Ich brach mit dem Sonnenaufgang auf, und hoffte dass sich das Wetter bald aufklären würde. Durch dichte Nebelschwaden folgte ich unruhig der noch über Land führenden Great Ocean Road bis Peterborogh, und damit zur Bay Of Islands.

GreatOceanRoad03_BayofIsles

Dort angekommen hatte sich der Nebel komplett aufgeklärt und unter strahlend blauem Himmel schloss ich mich den ersten Touristen auf den gut ausgebauten Wanderwegen an. An Aussichtsplattformen wechselten wir uns scheu lächelnd mit dem Fotografieren ab, und weiter ging es den Weg entlang zur nächsten Plattform, oder zurück zum Parklatz und zur nächsten Attraktion. Die Bay of Islands selbst ist ein 32km langes Naturschutzgebiet und umfasst damit die Aussichtspunkte für die Bay of Islands, die Bay of Martyrs/Crofts Bay, Three Mile Beach und Childers Cove.

GreatOceanRoad08_CroftsBay

Ich hielt an allen Parkplätzen, folgte den Rundwegen und machte dutzende Fotos, von denen ein paar in der Gallerie unten sind. Beim Verlassen der immer voller werdenden Parkplätze, sah ich Hinweisschilder, die beim Verlassen der Parkplätze helfen sollen die richtige Spur zu finden, und mir dämmerte langsam, dass für viele Touristen die Great Ocean Road die erste und einzige Erfahrung mit Linksverkehr ist. Mit etwas mehr Achtsamkeit als zuvor steuerte ich das nächste Ziel an.

Nahe Petersborough folgte ich einem Weg die Klippen entlang um einen Blick auf den See zu werfen, der an der Flussmündung des Curdies River ensteht. Dort begegnete ich einem Schweizer Pärchen, dem ich am gleichen Tag schon an zwei weiteren Attraktionen begegnet war. Es wurde langsam heiß und ich machte mich auf zu The Grotto. Ich hatte ein paar Tage Zeit, und wollte deshalb mein nächstes Freecamp nicht zu spät ansteuern. Die Hitze, und der Fakt dass ich an diesem Tag mehr Menschen gesehen hatte, als in den gesamten Tagen zusammen, machte mich unruhig, und es fiel mir schwer mich auf die Landschaft und die Natur einzulassen.

GreatOceanRoad09_TheGrotto

Hier, am Grotto, steigerte sich meine Unruhe zu Ärger, denn es gelingt mir nicht ein Foto zu machen, ohne dass sich mir jemand vor die Linse stellt. Schließlich verlor ich die Geduld, und machte mein Foto einfach mit der nächsten Frau, die sich posierend vor den kleinen Pool, der von Wellen gespießt malerisch unter einem Felsbogen liegt, mitten im Bild. Ärgerlich über die Ignoranz der Leute und meinen Trotz, der nur mir selbst schadet, zog ich weiter zur London Bridge (aka. London Arch).

GreatOceanRoad15_LondonBridge

Hier musste ich unwillkürlich schmunzeln, denn ich dachte zurück an die Dame im Tourist Information Center. Sie erzählte mir von der Zeit, als das Stück der London Brdige, das noch mit dem Festland verbunden war ins Meer stürzte. Es passierte am 15. Januar 1990 und sie meinte, It was sort of brilliant, because there was a lady trapt on the arch, and she couldn’t get off anymore. So they had to get a helicopter to get her out. (Es war ziemlich lustig, denn eine Dame war noch auf dem Arch und kam nun nicht mehr weg. Sie musste mit einem Helikopter geholt werden.) Auf meine Nachfrage hin meinte sie, dass niemand verletzt wurde. (Anmerkung: Auf Wikipedia lese ich, dass sogar zwei Personen, ein Mann und eine Frau, fest saßen.)

An der London Bridge breche ich etwas mit dem Strom der Touristen, der mich die letzten Stunden mit gezogen hatte, und fand an einem etwas längeren, und deshalb weniger besuchten Pfad, einen kleinen Bach der unter der nächsten Plattform zu einem kleinen Wasserfall wird und ins Meer stürzt. Peinlich berührt stellte ich fest, dass ich nicht der Einzige bin, der nach etwas Privatsphäre suchte, und lasse das sich auf der Plattform küssende Paar ungestört hinter mir.
GreatOceanRoad16_LondonBridge

Hier gelang mir auch ein interessantes Bild der Steilküste, wie sie an einigen Stellen entlang der Great Ocean Road vorkommt. Es wirkte auf mich, als wäre die Küste senkrecht mit einem Messer abgeschnitten worden, und übrig blieb am Ende nur ein bisschen Strand. Und wieder denke ich an Rügen.

GreatOceanRoad14_LondonBridge

An The Arch machte ich einen kurzen Stopp und nahm mir dann im Port Campbell Nation Park mit der Thunder Cave etwas mehr Zeit. Wie ich bereits erwähnt habe, folgte ich der Küste bereits seit mehreren Tagen, und weite Teile dieser Küste nennt sich shipwreck bay. Aber nirgends habe ich entlang der Strecke etwas von tatsächlichen Schiffswracks gelesen, oder gar Hinweisschilder gesehen. Natürlich wusste die Dame im Center auch darauf Antwort. Es liegt an den scharfkantigen Felsen, die teilweise unter Wasser liegen. Und wenn es Schiffswracks gibt, sagt sie, sind die alt und vermodert irgendwo vor der Küste, und nichts was man tatsächlich ansehen kann. Außer man geht in ein Museum.
Was man aber entlang der Küste besichtigen kann, ist der Friedhof wo 52 Besatzungsmitglieder und Passagiere der „Loch Ard“ begraben liegen, die 1878 vor der Küste sank. Tom Pearce und Eva Carmichael waren die einzigen Überlebenden, die nun auf der falschen Seite der Steilküste am Strand des – nach dem Schiff benannten – Loch and Gorge fest saßen. Tom war nach einigen Stunden im Meer mit der Flut am frühen morgen angespült worden. Er bemerkte dann die Rufe von Eva, und bemühte sich eine Stunde lang ab, bis er sie an den Strand holen konnte. Nachdem sie beide erschöpft ein paar Stunden schliefen, kletterte Tom die Klippe hinauf und fand tatsächlich Hilfe bei ein paar Bauern. Nun konnte auch Eva gerettet werden. Und nur um dem Leben zu zeigen, dass es kein Hollywood Film ist, heiratet Eva danach einen Anderen, wie meine Informantin mir zu erzählen wusste.

GreatOceanRoad30_LochGorge

Am Loch and Gorge stieg ich die Treppen hinab, und war froh, dass ich die Klippen nicht freihändig erklimmen musste. Ich ging vorbei an Grüppchen feiernder Jugendicher, Familien, Pärchen, und einigen wenigen Einzelgängern, wie mir. Dem Meer gegenüber, bewunderte ich kurz die Stalagtiten, die sich über einer kleinen Höhle am Fuß der Klippe gebildet haben, und suchte dann mein Freecamp, Aire Crossing, auf. Ich hatte erstmal genug.

Nach einem schottischem Intermezzo am Aire Crossing, besuchte ich mit meinen neuen Gefährten, dem deutsch-englischen Backpacker Pärchen, die Zwölf Apostel.

The Twelve Apostels

Die durch Erosion aus dem Kalkstein geformte, bis zu 50m hohe Felsformation, besteht tatsächlich nur aus acht, die man von den Plattformen aus sehen kann. 2005 ist Nummer 9 ins Meer gestürzt und auch die Anderen werden nicht ewig halten. Der Geschichte zu Folge gab es nie 12 Apostel, sondern von Anfang an nur neun. Dort sahen wir eine sehr elegant gekleidete Dame um die zwanzig unter den vielen Touristen, die wie ein kleines Mädchen aus Frust auf den Boden stampfte, weil die verfluchten australischen Fliegen sie partout nicht in Ruhe lassen wollten. Wie uns andere übrigens auch. Die Fliegen hier geben nicht auf. Sie fliegen in den Mund, in die Nase, die Augen und die Ohren. Und erschlägt man eine, lockt das nur noch mehr an. Es gibt viele Sprays und Cremes, doch was am effektivsten Hilft ist ein Fliegennetz unter der Mütze und überm Gesicht. Auch wenn es wenig elegant aussieht.

GreatOceanRoad33

Ich verlor zwischen den Fliegen, den Touristen und der Hitze selbst den Spaß an der Sache und schoss nun kaum mehr Fotos. Wir besuchten einen Regenwald im Great Otway National Park zusammen, und sonnten uns ein wenig in Apollo Beach, bevor wir im Bigtree Camp für die Nacht Rast machten.

GreatOceanRoad37

Ab Apollo Bay verändert sich die Great Ocean Road ganz gewaltig. Es gibt nun kaum mehr Aussichtspunkte, die Straße ist eng und führt geschwungen an der steilen Küstenlinie entlang. Hier reichen die Berge des Hinterlands bis zur Küste und kurvenreich schlängele ich mich zwischen Berg und Abhang dahin. So hatte ich mir das eher vorgestellt! Leider war es damit auch recht gefährlich, so dass ich nicht einfach halten und Fotos machen konnte. Ich traf mich noch einmal mit meinen neuen Freunden, und erreicht dann am nächsten Morgen Melbourne, wo ich mich von meinem Van verabschiedete.

 

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